Trava-Umverteilungsprozess

Puh… ja. Ganz große jetzt sogar. Aber danke erst einmal für die Beispiele.

… das ist halt so ein Trugschluss, der immer und immer wieder kommt und ich weiß nicht, wie ich/wir damit umgehen können, dass er nicht mehr entsteht. Im vierten Teil gehe ich ja immer wieder darauf ein. Zum Beispiel im zweiten Kapitel:

Beziehungsweise das ganze dritte Kapitel: Verhältnis zwischen Geld und Trava

„Trava“ ist keine Alternativwährung. Ein Ding hat niemals einen Trava-Wert. Wir arbeiten mit Commons, auf die jede Person prinzipiell frei zugreifen kann.

Da ist halt einfach Trava mit „Euro“ ersetzt worden. Du willst ein Fahrrad als dein privates Eigentum, bietest 100€, Otto hat ein Fahrrad und verkauft es dir für 100€. […]

Wenn du gerne ein Fahrrad verwenden möchtest, aber keine Trava hast, dann schaust du nach, wo ein Fahrrad steht (das den Zweck der Bedürfnisbefriedigung untergeordnet ist / ein Commons ist) und setzt dich drauf und fährst irgendwo hin. Wieder: Wir bauen eine Struktur ohne privates Eigentum auf, bei der die Dinge von Leuten verwendet werden können, die sie zu Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse oder zur Befriedigung von Bedürfnissen anderer benötigen. Und wenn auch andere diese Dinge verwenden wollen, dann machen sie Absprachen/Regeln/etc. Das ist der normale Modus.

Ich würde an der Stelle einfach mal kurz darauf eingehen, was Trava ist.

Beispiel: Ich möchte mich gerne mit einem Fahrrad durch die Stadt bewegen - allerdings stehen keine Fahrräder in meiner Gegend zur offenen Verfügung bzw. sind die immer zu schnell weg. Ich vermittle also mein Bedürfnis, mich mit einem Fahrrad durch die Stadt zu bewegen und gewichte dieses Bedürfnis entsprechend (100 Punkte). Eine Möglichkeit kann jetzt sein, dass in irgendeinem Dorf sowieso zu viele Fahrräder zur Verfügung stehen und eines Problemlos zu meiner Nachbarschaft transportiert werden kann. Die ganzen Trava-Punkte landen auf der Tätigkeit des Transportes und irgendwer denkt sich „easy, mach ich“ und fährt mit dem Zug raus ins Kaff, setzt sich aufs Fahrrad und fährt es vor deine Haustür. Das Fahrrad war vorher ein Commons und ist immer noch ein Commons - die Trava-Punkte gehen an die Person, nicht weil er etwas wegegeben hat, sondern weil er Aufwand/Anstrengung für deine Bedürfnisse betrieben hat.

Falls es auch anderswo keine Fahrräder gibt, dann gibt es vielleicht irgendwo ein kaputtes Fahrrad (als Commons), das repariert werden müsste. Und für die Reperatur können zwar einige Teile verwendet werden, die in der lokalen Umgebung als Commons herumliegen, aber ein paar Teile müssen neu produziert werden. Die Trava von 100 teilt sich also dem Aufwand nach auf alle Tätigkeiten auf, die das Fahrrad verfügbar machen. Das heißt, an der Repartur hängen am Ende 40 Punkte, an der Produktion der neuen Teile 30 Punkte und am Transport der Ersatzteile 10 Punkte. Wieder hat niemand etwas weniger, sondern es wird nur mit Trava belohnt, wer sich für andere (bzw. für dich) anstrengt. Und falls mehr Tätigkeiten notwendig sind, sinkt auch das Gewicht (die Trava-Punkte) aller anderen Tätigkeiten.

Will sagen: Trava ist immer Anstrengung und mit Trava-Punkten wird ausgeglichen, dass sich andere für mich anstrengen.

Aber manches von deinen Beispielen ist unabhängig davon:

Vieles trifft sich ja mit dem, was in den Umverteilungsrunden beschrieben ist - mit dem Unterschied eben, dass in der Trava-Vermittlung nichts abgezweigt wird. Und sehe ich gerade auch ein, dass es die bessere Möglichkeit ist - zumindest fällt mir gerade kein Widerspruch ein und einer gewisen Verselbstständigung kann entgegen gearbeitet werden. Dem können wir uns ja nochmal annehmen, wenn wir zum zweiten Kapitel kommen.

Aber diese „Trava ist Geld“-Geschichte… ich habe mittlerweile das Gefühl, dass wir da nie rauskommen. Und ich will dich da jetzt nicht irgendwie angreifen oder als Exempel nehmen oder sonst was - ehrlich nicht -, aber ich finde es anstrengend und ich sehe einfach keinen Ausweg. Immer erklärt man die Softwarestruktur und dann kommt es irgendwann zu Trava und dann kommt immer ein „Aha! Das ist also einfach nur Geld!“. … Das hemmt halt das ganze Projekt, meiner Meinung nach. Ich glaube es liegt auch wirklich nur daran, dass es eben ein Zahlenwert ist, welcher in der gesellschaftlichen Vermittlung eingesetzt wird und es gibt bisher eben nur eine einzige Assoziation dafür und das ist: Geld. Und darauf fällt jede:r immer wieder zurück und es ist ein riesen Rumgewurschtl um da wieder rauszukommen und ich glaube, manchmal geben die Leute dann nach, während sie sich insgeheim dann doch wieder denken: „eigentlich ist es Geld“. Oder eben den qualitativen Unterschied mit der Zeit vergessen, weil das Geld einfach so krass Teil der Normalität ist. Und vielleicht ist es ein Konstruktionsfehler - vielleicht ist Trava zu „dinglich“ und sollte - ich habe wirklich keine Ahnung wie - deutlicher als Teil von Prozessen zur Erscheinung treten. Ich neige gerade auch echt eher dazu zu sagen: Wir müssen uns dem weniger direkt annähern. Und wenns auch komplizierter wird (hoffentlich nicht), hauptsache es weckt keine Geld-Assoziationen. Weil wir sonst aus der Diskussion nie rauskommen und das ständig und immer uns im Weg steht.

Wenn das okay ist, würde ich die Diskussion hier erstmal beenden, aber ich meine deinen Punkt („ins Nichts“/„aus dem Nichts“) verstanden zu haben. Ich würde versuchen mich jetzt über die Wichtigkeit und die Reputationskonten (bei Systematik der Trava) dem neu anzunähern. Beziehungsweise würde ich mich natürlich freuen, wenn wir uns darüber der Sache neu annähern. Aber es braucht auf jeden Fall einen neuen Ansatz.