Bewertung von Nachhaltigkeit und Sorgequalität

[im Aufwandsthread angefangen, aber passt besser hierher]

Ich denke auch, …

dass die Sache mit dem Aufwand deutlich differenzierter betrachtet werden muss. Aufwand und Nachhaltigkeit lassen sich nicht ohne Gewalt zusammenbringen und müssen durch die Anwender:innen auch getrennt behandelt werden - das war so mein wesentlicher Gedanke, als ich das Wochenende nochmal diesen Konfigurationsprozess mit Nachhaltigkeit etc. durchdenken wollte. Und ich denke auch, dass Lebendigkeit ein Ziel ist und es vielleicht sogar möglich ist, die Lebendigkeit von Commoning-Prozessen zu quantisieren, auch wenn das (noch und vielleicht immer) außerhalb unserer Möglichkeit liegt. Zumindest würde ich mir im Moment nicht im Ansatz anmaßen Lebendigkeit aufzuschlüsseln. Aber das brauchen wir wahrscheinlich gar nicht.

Was ich gerade als drei voneinander verschiedene Größen wahrnehme ist:

1. Aufwand. Das würde für mich die Messung der verbrauchten Energie beinhalten, die du @HomoVitalis beschreibst bzw. wie ich es verstehe. Und das betrifft für mich nur die menschliche Anstrengung. Auch wenn wir nie dem tatsächlichen Energieverbrauch nahe kommen, wäre es erstrebenswert sich dem anzunähern. Und über den Aufwand lässt sich die Effizienz einer Konfiguration herausstellen

2. Nachhaltigkeit. Das wäre für mich die Bewertung eines Mittels. Ist es lange haltbar? Ist es leicht zu reparieren? Enthält es giftige Stoffe? etc. pp. Ich denke (und diskutiere da gerne auch nochmal drüber), dass diese Kategorie für die Produktionssphäre - vom Aufwand abgesehen - ausreichend ist. Wichtig ist natürlich, dass das Mittel seine Funktion erfüllt. Eventuell könnte aber noch darüber diskutiert werden, ob es eine Bewertung braucht inwiefern es diese Funktion wirklich erfüllt.

3. Qualität der Bedürfnisbefriedigung. Es geht also um die Person, deren Bedürfnis befriedigt wird und damit also nur um Tätigkeitsmuster zur Bedürfnisbefriedigung (bzw. Bedürfnismuster). Ich denke, dass auch die „Nutzerbewertungen“ etc. hierein fallen. Am Ende des Tages ist genau das ja die „Konsumtionssphäre“, wie sie uns auch auf Amazon etc. entgegentritt.

4 … … Beteiligungsqualität. (Entschuldigung, mir fehlt es hier an einem guten Begriff). Aber hier geht es darum, wie gerne sich der Tätigkeit angenommen wird und wie gut sie sich anfühlt.

Falls jemanden noch mehr Kategorien einfallen, würde ich sie sehr gerne hören!

Für den Konfigurationsprozess hat das für mich die Konsequenz, dass diejenigen, welche Bedürfnisse und Bedarfe vermitteln, angeben müssen, ob ihnen Effizienz (1.) oder Nachhaltigkeit (2.) in der Befriedigung/Bedarfsdeckung wichtiger ist. Und in letzterem Fall könnte z.B. mehr Zeit vergehen, bis ein entsprechendes Mittel verfügbar gemacht ist, dafür gibt es danach mehr nachhaltige Mittel mit denen Bedürfnisse dauerhafter befriedigt werden können. Und im ersteren Fall würde es einfach schneller gehen. Für das Flussbeispiel bedeutet es: Die Chemikalie vermittelt ihr Bedürfnis neutralisiert zu werden und falls der Fokus dabei auf „Effizienz“ liegt wird als erstes Tätigkeitsmuster das „Chemikalien in Fluss kippen“ freigeschalten und falls der Fokus auf „Nachhaltigkeit“ liegt, wird dasselbe Tätigkeitsmuster als tendenziell letztes freigeschalten, weil die Nachhaltigkeit des Resultates der Tätigkeit („Mit Chemikalien versetzter Fluss“) als sehr gering eingestuft wurde.

Ich würde sagen, die Qualität der Bedürfnisbefriedigung (3.) ist äußerst relevant für die Bedürfnisvermittlung. Bei der obersten/ersten Tätigkeit kommt es also tendenziell nicht auf den Aufwand sondern eben diese Qualität an - so haben wir nicht das Problem, dass z.B. Pflegetätigkeiten in ein Effizienzschema hineinfallen. Wie sich das allerdings in Sachen Anerkennung bzw. Reputation auswirken kann, weiß ich nicht. Außer eben, dass transparent gemacht werden kann, dass sich bestimmte Personen (wiederholt) diesen Tätigkeiten annehmen.

Die Beteiligungsqualität (4.) selbst würde ich rein als Filterauswahl setzen. Dass sich Leute also Tätigkeiten vorsortieren lassen, die beim nachgehen Spaß (o.ä.) machen. Einfluss auf die Freischaltung (nach Effizienz oder Nachhaltigkeit) sollte das meiner Meinung nach nicht haben.