Aufwandsfrage

Du hast schon völlig recht damit, dass Meinungen recht subjektiv und launenhaft sein können. Aber dennoch: Menschen entscheiden genau so! Viel weniger mit dem Kopf und viel mehr mit Gefühl und unter Emotionen, als wir uns das heute in der Breite eingestehen wollten. Ich verstehe Dein Bedürfnis danach, das Ganze möglichst rational zu halten und das ist im Sinne der Effizienz auch genau richtig. Aber das ist eben nur die eine Seite der Medaille, welche insbesondere aktuell eben auch sehr überbetont wird. Denn objektive Effizienzkriterien müssen stets messbar (wissenschaftlich) sein, was dann auch sogleich eine Berechenbarkeit und den einfachen Vergleich ermöglicht. Wohin dieser alleinige Ansatz jedoch führt, merkst Du gerade konkret bei Deiner Frage der Nachhaltigkeit im Projekt, als auch an den gesellschaftlichen Entwicklungen im Allgemeinen…

Es gibt auch online einen Trend nach subjektiven Meinungen als Entscheidungskriterium: Nutzerbewertungen bei ebay, Amazon oder auch bspw. Arztportalen… Ich wette, die allermeisten Käufer richten sich vordergründig instinktiv nach dieser groben Einschätzung und schauen erst in zweiter Instanz auf andere objektive Kriterien, die sie persönlich für wichtig erachten. Das Problem ist nämlich meiner Meinung nach - und Du merkst es hier vieleicht auch - dass es sehr aufwendig werden kann, alle wichtigen Kriterien zu erfassen, sie zu messen, sie auszuwerten, sie gewichtet zu kombinieren und als Entscheidungtendenz darzustellen. Solch eine hochkomplexe „rationale Entscheidung“ fällt dem Gehirn wohl ähnlich schwer, weshalb es sich eben gern auf „das gute Gefühl dabei“ als Gesamteinschätzung, die alle Sinne und das Unterbewusste mieinbezieht, verlässt. Und das kommt (oft auch leider!) automatisch, wenn viele andere dieses Gefühl teilen.

An anderer Stelle meintest Du als Reaktion auf meine vielleicht wirklich ungünstige Wortwahl, dass das Programm keine Seele erhalten soll. Das kann es ja auch niemals! Es ist und bleibt ein seelenloser Algorithmus. Aber: Menschen, die es nutzen, müssen das ja nicht so empfinden. Ich denke da eben genau an dieses Szenario, dass als Empfehlung etwas ausgegeben wird, dass die Meinung vieler Menschen widerspiegelt. Der Nutzer empfindet es vielleicht als Teil der Software, weil er sich nicht ganz bewusst macht, dass diese Empfehlung, Wertung oder Entscheidung nicht von einem Algorithmus stammt, sondern die konkreten Erfahrungen und resultierenden Meinungen vieler Menschen zusammenfasst, listet und angibt.

Weiß nicht, ob mein Punkt halbwegs klar wird… ist auch schwierig. Aber hier tut sich vielleicht ein ähnlicher Abgrund auf, wie bei der Commons-Lizenz für gesellschaftliche Mittel und hier Treffen zwei Welten aufeinander, die bisher noch nicht so recht zusammengefunden haben: Computer & menschliche Subjektivität.

Ich glaube, der Aufwand muss oder kann zweigleisig erfasst werden (bzw. alternativ): einerseits durch objektive Kriterien, deren Messung und Kalkulation, andereseits durch „menschlich-subjektive Bewertungen“. Letzteres entschärft vielleicht eben auch hochkomplexe Kalkulationen wie die Frage nach der Nachhaltigkeit