Ausprägungen oder Varianten von Mitteln und Mustern

Zur Ausarbeitung ziehe ich unser aktuelles Standardbeispiel heran, das Brot. Da gibt es neben Brot, Dinkelbrot, Vollkornbrot, Sauerteigbrot, Dinkelvollkornbrot oder Dinkelvollkornsauerteigbrot. Und so weiter.

Varianten von Tätigkeitsmustern

Ein sehr einfaches Tätigkeitsmuster ist Brot zerteilen mit einem Brotmesser. Ich stelle mir vor, dass es vermutlich Brotmesser mit Wellenschliff oder gerader Klinge gibt. Außerdem Brot aus Dinkel oder Roggen und mit Sauerteig oder Hefe. Allein aus diesem winzigen Beispiel mit einem eingeschränkten Satz an Variationen ergeben sich acht Varianten des gleichen Tätigkeitsmusters. Also Dinkelhefebrot mit Wellenschliffbrotmesser zerteilen und so weiter. Ein schönes Beispiel für kombinatorische Explosion.

Dabei sind alle Muster im Kern nur ein einziges Muster: Brot zerteilen mit einem Brotmesser. Und wir wollen nicht bei jeder Veränderung der Musterbeschreibung alle acht Muster anpassen. Mir fallen zwei Lösungen ein, die möglicherweise nur vom gedanklichen Ansatz her verschieden sind:

  • Mustervorlagen
  • Ein Muster mit Varianten von Mitteln

Mustervorlagen

Beim ersten Ansatz legen wir im Musterspeicher gar keine Tätigkeitsmuster sondern nur Vorlagen für solche Muster ab. Also beispielsweise <Beliebiges Brot> mit einem <beliebigen Messer> zerteilen. Wenn wir nun Konfigurationen bilden, müssen wir zunächst aus den Vorlagen die tatsächlichen Muster ableiten und dann die passenden auswählen.

Ein Muster mit Varianten von Mitteln

Der zweite Ansatz betrachtet das Muster als Muster. Es gibt nur ein Muster für unser Beispiel, es variiert die Ausprägung der Mittel. Die genaue Ausprägung der Mittel wird beim Anlegen der Tätigkeit festgelegt. Wenn also nach geschnittenem Dinkelbrot gefragt wird, kann das Muster Brot mit Brotmesser zerteilen angewendet werden, da Dinkelbrot auch „Brot“ ist. Die zugehörige Tätigkeit fragt dann aber ganz klar nach Dinkelbrot, die Ausprägung des Mittels wird also innherhalb der Konfiguration weitergegeben. Obwohl das Muster ganz klar auch für Roggenbrot angewendet werden kann, kann in diesem Fall „Roggenbrot“ den Bedarf der Tätigkeit nicht decken.

Ausprägung von Mitteln

Bliebe noch die Frage, wie die Ausprägung der Mittel ensteht. Zum einen natürlich durch die Kombination der Muster. Wenn in einer Produktionskette nach Brot gefragt wird und es ein gutes Muster gibt, welches Dinkelbrot hervorbringt, so wird dieses freigeschaltet. Die Ausprägung des Brotes ändert sich somit durch dieses Muster von Brot zu Dinkelbrot.

Schwierig ist das Ganze bei Mustern, die Bedürfnisse befriedigen. Die Tätigkeit Brot essen werde ich wohl selbst ausführen. Wir wollen nicht für jede Ausprägung von „Brot“ ein spezielles Muster anlegen. Vielmehr kann ich möglicherweise während der Zuordnung zu dieser Tätigkeit die Ausprägung von Brot, soweit sie mir wichtig ist, selbst festlegen.

Ob ich das bei anderen Tätigkeiten, zu denen ich mich zuordne, auch tun kann, ist mir bisher unklar.

Vermutlich ist für die Theorie die Sichtweise hilfreich, dass es sich tatsächlich um verschiedene Muster handelt. Dann wird auch klar, dass ich die konkrete Brotsorte zur Befriedigung meines Bedürfnisses natürlich auswählen darf. Dem Bedürfnismuster Brot essen sind alle Ausprägungen des Tätigkeitsmusters Brot essen zugeordnet, ich wähle eins aus.

In der Realität ist es nicht sinnvoll, die Auswahl in dieser Reihenfolge vorzunehmen. Da ich möglicherweise einige der Bedarfe der möglichen Muster gar nicht vermitteln werde (weil ich sie selbst decken kann), muss ich nicht vorher ihre Ausprägung festlegen. Ich kann Bedarfe und Ausprägungen quasi gleichzeitig festlegen.

Vielen Dank erst einmal für den Anstoß!

Von den beiden Varianten erscheint mir erst einmal die zweite (ein Muster mit Varianten von Mitteln) sinnvoller, da es damit das Muster klar gibt und z.B. auch unabhängig von der Software angewendet werden kann (wie eben ein wikihow.com - Artikel). Und das die Muster für sich selbst stehen ohne eben abgeleitet werden zu müssen, finde ich sehr wichtig - es fühlt sich für mich stabiler an. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den Unterschied so richtig greifen kann.

Zur zweiten Variante:

Ich komm da glaube ich nicht ganz mit. Wir haben das Tätigkeitsmuster „Brot mit Brotmesser verteilen“ und dann muss definiert werden, was ‚Brot‘ ist. Und für Brot gibt es dann hoffentlich eine ganze Kategorie, in der sämtliche Mittelmuster gefasst sind, die Brot sind. Und falls nicht, werden sämtliche Mittelmuster dort zugeordnet, die unter ‚Brot‘ fallen: Also Mittelmuster ‚Dinkelbrot‘, Mittelmuster ‚Roggenbrot‘, etc. pp. Wichtig finde ich an der Stelle, dass die Liste auch beliebig von Nutzer:innen erweitert werden kann, falls die Erstellerin des Tätigkeitsmusters z.B. bestimmte Brotsorten nicht kannte oder vergessen hat.

Was meinst du mit „Die genaue Ausprägung wird beim Anlegen der Tätigkeit festgelegt“? Also wenn das bereits vorhandene Tätigkeitsmuster Teil einer Konfiguration wird? Falls du es so meinst (was ich denke), dann passt das auch, dass in der Konfiguration eben das spezifische Mittelmuster bzw. die spezifischen Mittelmuster weitergegeben werden: Zum Beispiel ‚Roggenbrot‘ und ‚Dinkelbrot‘ aber nicht ‚Baguette‘, da es von der Person, die das Brot essen möchte, nicht gewünscht ist. Aber an sich haben dann das ‚Roggenbrot‘ und das ‚Dinkelbrot‘ jeweils eigene Konfigurationen bzw. Konfigurationsprozesse, da ihre Herstellung unterschiedlich ist. Und der Konfigurationsprozess bewegt sich dann in die Richtung des Brotes, das in der jeweiligen lokalen Umgebung tendenziell einfacher hergestellt werden kann.

Ich interepretiere das als Bewegung des Konfigurationsprozesses zu dem Mittelmuster, das in der jeweiligen lokalen Umgebung leichter hergestellt werden kann; auch wenn sich an den Mustern (weder Tätigkeitsmustern noch Mittelmustern) selbst nichts verändert.

Wieso ist das schwieriger? Aber das ich bei der Vermittlung meines Bedürfnisses definiere, durch welche Mittel oder auch Tätigkeiten es befriedigt wird, sehe ich als selbstverständlich an. Ich sage: „Ich will Brot essen“ und zwar „dieses oder jenes“ bzw. „dieses oder jenes nicht“.

Das ist eine gute Frage. Aber ich denke, das ist schon auch notwendig. Ich kann ja sagen: „Ich habe Lust Brot zu backen“, aber die Kategorie ‚Ofen‘ dieses Tätigkeitsmusters umfasst auch Öfen, mit denen ich nicht umgehen kann oder will und daher schließe ich diese für mich aus. Spannend ist dabei ja nur, dass es bei der Tätigkeit nicht um den Konsum geht (ist das ein kapitalitisch-unabhängiges Wort?), sondern um die Vorlieben zur Ausführung der Tätigkeit. Ich denke auch, dass sich über den Prozess auch dauerhaft Tätigkeitsmuster schärfen lassen. Also z.B. sich einfach Öfen herausstellen, die gut sind zum Brotbacken und solche Öfen, die zwar in die Ofen-Kategorie fallen, aber mit denen niemand was anfangen kann und damit immer weiter aus der Mitteldefinition des Tätigkeitsmuster „hinausgedrängt“ werden.

Wirklich spannende Diskussion übrigens… hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.

Kannst du mir nochmal deine Unterscheidung zwischen Bedürfnismuster und Tätigkeitsmuster nennen? Wieso braucht es das Bedürfnismuster, wenn die entsprechenden Tätigkeitsmuster zur Bedürfnisbefriedigung genau gleich heißen?

Ich weiß nicht genau, welche Reihenfolge du hier meinst. Die Reihenfolge wäre ja:

  1. Ich will Brot essen und vermittel das
  2. Im Tätigkeitsmuster ‚Brot essen‘ lege ich fest, was ich bereits habe. Zum Beispiel: Brot [nein], Messer [ja], Schneidebrett [ja]
  3. Ich lege die Ausprägung der benötigten Bedarfe fest: Brot [Roggenbrot, Dinkelbrot, Vollkornbrot. Kein: Weißbrot, Baguette]
  4. Der Bedarf nach Roggenbrot, Dinkelbrot, Vollkornbrot wird vermittelt.
  5. Das Tätigkeitsmuster wird freigeschaltet, welches eines der vermittelten Brote am tendenziell-einfachsten verfügbar machen kann
  6. Parallel wird abgefragt, ob Personen im lokalen Umfeld Brot zur Verfügung haben und falls dem so ist, ob es ein Roggenbrot, Dinkelbrot oder Vollkornbrot ist.

Eine andere sinnvolle Reihenfolge gibt es nicht, oder?

(ich seh übrigens schon die Problematik, dass natürlich ein Brot sowohl Vollkornbrot als auch Baguette sein kann - aber ich glaube, das ist ein anderes Thema, oder?)

Sehr schön. So wie ich deine Antworten lese, haben wir die gleiche Sichtweise auf dieses Thema. Ich würde deine Fragen nicht einzeln beantworten. Wenn du offene Punkte siehst, weise mich gerne darauf hin.

Wir können also festhalten: Wenn ich mich einer Tätigkeit zuordne, kann ich die Ausprägung der von mir vermittelten Bedarfe festlegen bzw. einschränken.

Interessant könnte noch die Frage sein, was passiert, wenn sich mehrere Menschen einer Tätigkeit zuordnen.

Siehe Bedürfnismuster.