Textreihe Teil 3: Konfigurationsprozess (Kapitel 3)

Konfigurationsprozess

Der Prozess des Commonings, so wie er hier verstanden wird, unterscheidet sich wesentlich von kapitalistischer Produktion, da zuerst das Bedürfnis vermittelt und danach der Prozess angestoßen wird, in dem die notwendigen Mittel verfügbar gemacht werden. Das Prinzip gilt auch für jeden Schritt des Prozesses: Erst wird eine Tätigkeit festgelegt, danach werden andere Tätigkeiten gesucht, mit welchen verfügbar gemacht wird, was diese Tätigkeit benötigt. Vom Bedürfnis aus entfaltet sich die Konfiguration „in Tiefe und Breite“ und zwar so lange bis geklärt ist, wie jedes einzelne Mittel verfügbar gemacht werden kann, welches notwendig ist, um den Prozess der Bedürfnisbefriedigung abschließen zu können.

Der Konfigurationsprozess ist dabei ein Werkzeug um auf diese Weise eine Konfiguration zur Bedürfnisbefriedigung herauszustellen, die sowohl effizient als auch nachhaltig ist. Das geschieht, indem individuelle Fähigkeiten und Interessen mit kollektiv gesetzten Vorstellungen zum Umgang mit den lokal verfügbaren Mitteln abgeglichen werden. Denn es geht nicht nur darum, die vermittelten Bedürfnisse möglichst schnell zu befriedigen – auch wenn das wichtig ist -, sondern auch darum, dass die einzelnen Tätigkeiten im Prozess bedürfniswahrend sind, damit durch den Prozess selbst nicht immer wieder neue Bedürfnisse entstehen .

Um sich dem kurz anzunähern, müssen wir nochmal einige Schritte zurück und uns ansehen, was durch den Prozess des Commonings – sowie durch Tätigkeiten im Allgemeinen – passiert. Und was passiert ist immer die Verwandlung von Materie von einer Form in eine andere . Und der Zweck dieser Verwandlung ist immer Mittel zur Befriedigung von Bedürfnissen bereit zu stellen und diese Bedürfnisbefriedigung sollte möglichst allgemein sein, also viele betreffen. Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt und damit auch die menschlichen Kriterien. Diese menschlichen Kriterien schließen dabei nicht aus, sondern auch gerade den jeweils angemessen erscheinenden Umgang mit der Tierwelt und dem Naturvermögen des Planeten mit ein. Ob wir das gut finden oder nicht, haben wir als gesellschaftliche Wesen Macht erreicht, die sich massiv auf die nicht-menschliche Natur auswirkt und die uns damit die Rolle aufzwingt im Rahmen unserer Möglichkeiten darüber zu bestimmen und deren Verwendung – im besten Falle bewusst - zu regeln. Erst wenn wir auch unseren den Umgang mit der nicht-menschlichen Natur als gut empfinden, ist es auch eine Gesellschaft nach unseren Bedürfnissen.

Der Konfigurationsprozess besteht dabei aus zwei bestimmenden Momenten: Der Freischaltung von Tätigkeitsmustern in der Ordnung ihres spekulativen Gesamtaufwandes und dem Prozess der Selbstzuordnung nach individuellen Fähigkeiten und Interessen. Der Gesamtaufwand ist spekulativ , da erst durch den Prozess der Selbstzuordnung festgelegt wird, aus welchen Tätigkeitsmustern die Konfiguration letztendlich besteht. Während des Konfigurationsprozesses ändert sich daher der Gesamtaufwand der Bedürfnisbefriedigung ständig.

Und wie alle Funktionen der Software für ununterbrochenes Commoning soll der Konfigurationsprozess das Commoning selbst unterstützen und es Menschen, auch wenn sie sich nicht kennen, ermöglichen, effizient gemeinsam tätig zu sein, um so ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Im Konfigurationsprozess werden daher immer nur Vorschläge gemacht und niemals Vorgaben .